Chronik

Die verkehrsgünstige Lage Holzkirchens war ausschlaggebend für ein Treffen von 47 Turnern aus Miesbach, Bad Tölz und Wolfratshausen, das am 16. April 1888 im Oberbräusaal stattfand und zur Gründung eines eigenen von München unabhängigen Gebirgs-Gau-Turn-Verbandes führte. Dieser hatte sich die „Hebung und Förderung des Turnwesens“ im oberbayerischen Gebirge zur Aufgabe gestellt. Der Vorstand des Verbandes war es, der die Holzkirchner Gäste zur Gründung eines eigenen Vereines aufforderte.

Die Anregung fiel auf fruchtbaren Boden, denn seit 1885 hatte der Heilmagnetiseur Wilhelm Liebhaber, der sogenannte „Haiddoktor“, junge Männer um sich geschart, die im Sinne Turnvater Jahns mit turnerischen Übungen ihren Körper ertüchtigten.

Am 4. Mai, also nur zwei Wochen später, war es dann soweit: Holzkirchner Bürger fanden sich mit ihren Söhnen zusammen, um in der Marktgemeinde einen „Turnverein Holzkirchen“ zu gründen. Im Protokoll vom 9. Mai heißt es: „Es haben sich behuf dessen circa 36 Mitglieder entschlossen, den Verein als gegründet zu betrachten.“ Als „Turnrath“ wurden gewählt: Theodor Gleißner (Vorstand), Kilian Rankl (Turnwart), Mathias Bierlinger (Kassier), Anton Rieblinger (Schriftführer) und als Turnlehrer Herr Daibl. Sogleich wurde beschlossen, dass das Vereinslokal beim „Hauslbräu“, und der Sommerturnplatz am Liebhaberschen Anwesen und der Winterturnplatz im Hauslbräukeller sein sollte. „Jedes Mitglied hat eine Gebühr von 1 Mark, und einen monatlichen Beitrag von 20 Pfennig zu leisten“, steht im Protokoll.

Schon am 10. Juni 1888, also etwas mehr als einen Monat nach der Gründung, wurden die Turnstunden öffentlich bekannt gegeben. Jeden Samstagabend von „6 bis 8“ trafen sich die Turner auf dem Turnplatz, um von dem geschulten Turnlehrer P. Girt aus Tölz unterrichtet zu werden.

Dass aber die Vereinsgründung keine leichte Sache war, erfährt man schon auf den nächsten Seiten des Protokolls. Rasch wechselten die Verantwortlichen in den Ämtern. Man machte sich die Sache nicht leicht. Von Manneszucht war die Rede, von Kameradschaft und Ehre. Beim Nachwuchs sprach man von „Zöglingen“. Trug der Vorstand „Gleichgültigkeit zur Schau“ wurde er abgewählt und ein Anderer kam zu Vorstandsehren. Man wird an die spartanische Zucht erinnert, hätten nicht immer wieder gesellige Veranstaltungen stattgefunden. Und die kamen von Anfang an bei den Holzkirchner Turnern nicht zu kurz.

Nach schwankenden Erfolgen hatten die Turner um die Jahrhundertwende 1900 große Erfolge mit turnerischen Vorführungen bei Bällen. Die Wirkung war so nachhaltig, dass in der Folgezeit viele Holzkirchner beitraten. Als Folge wurde 1904 vom Turnwart Ruttmann ein Turnhallefond ins Leben gerufen. 1909 konnte schließlich 1,55 Tagwerk (ca. 5280 m2) Grund für 1550 Mark gekauft werden. Außerdem bekam der Verein von Brauereibesitzer Friedrich Hilpolsteiner 100 Dezimal (1000m2) Grund an der Thannerstraße geschenkt und erwarb einen Rest von 38 Dezimal (380m2) zum Preis von 380 Mark. Ein Bauausschuss sollte den Turnhallenbau vorbereiten.

1911 trat das hundertste Mitglied dem Verein bei. 1913 wurde zum 25jährigen Gründungsfest das 20. Gauturnfest mit einer Fahnenweihe gefeiert.

Nach und nach gewannen die Ballsportarten immer mehr an Beliebtheit und so wurde zum ersten Mal 1919 ein Fußballspiel zwischen der Holzkirchner Mannschaft und einer Riege aus Rosenheim ausgetragen. Diese Begeisterung führte dazu, dass 1920 eine eigene Abteilung für Fußball und Faustball gegründet wurde. Mit dieser Erweiterung des Sportbetriebes wurde die Notwendigkeit einer modernen Sportanlage immer aktueller. So entschloss man sich 1920 ein Grundstück auf der Haid – bei den Eichen – zu kaufen. 13.000 Mark zahlte der Verein für den Grund und zusätzlich 5.000 Mark für eine darauf stehende Hütte mit eisernem Ofen. Von der Gemeinde wurde ein angrenzendes Grundstück für 300 Mark erworben.

1921 wurde Saturnin Stitzinger, als er nach 23 Jahren den Vorsitz abgab, für seine Verdienste der erste Ehrenvorsitzende unseres Sportvereins. 1924 führten die Turner Skirennen durch. 1927 trennten sich die Fußballer wegen eines Streites der übergeordneten Verbände von den Turnern.

1937 vereinigen sich die Turner, Fußballer und der Wintersportverein auf politischen Druck zu einem gemeinsamen großen Turn- und Sportverein, dem TuS Holzkirchen.

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 kam das Vereinsleben zum Erliegen. Nach dem Krieg wurde die Vereinstätigkeit von der Militärregierung untersagt. Erste Aktivitäten gab es bereits 1946, aber erst 1949 war wieder ein legitimer Sportbetrieb möglich.

Hier waren es vor allem Rudi Bortenlänger und Heini Knöpfle, die als Vorturner und Trainer Sportriegen aufbauten. Mit hervorragenden Platzierungen und vielen Siegerkränzen kehrten die Holzkirchner Turner und Leichtathleten von vielen Sportveranstaltungen aus ganz Bayern heim. Besonders waren als Springer Hermann Holzapfel und die Brüder Hartmut und Sigurd Baumann im Mehrkampf der Leichtathletik erfolgreich. Die Brüder Baumann erhielten später eine Sportprofessur an Universitäten.

1963 wurde nach einem hart umkämpften Beschluss der Turnergarten verkauft; vom Erlös wurden 50.000.- Mark der Marktgemeinde zum Bau eines Gymnastikraumes in der Einfachhalle übergeben und 25.000.- Mark zur Renovierung des Sportplatzes an der Haidstraße verwendet. 70.000 Mark erhielt die Eisabteilung als Darlehen zur Errichtung des Eisstadions. Im Februar 1965 war es dann soweit, die Schulturnhalle war endlich fertig und durch die Baubeteiligung die kostenlose Nutzung der Turnhalle außerhalb des Schulbetriebes vertraglich festgeschrieben.

Der Gründer der Geher- und Leichtathletiksparte Toni Berger erinnert sich in einem Bericht an die Eindrücke vor dem Bau der Einfachhalle: „Unter primitiven Verhältnissen wurde an der alten Turnhalle beim Postkeller immer schon ´volkstümlich geturnt`, wie Leichtathletik damals genannt wurde. Sportgeräte waren aus alten Zeiten vorhanden: Kugeln, Schleuderbälle, Hanteln und sogar eine Stabhochsprungstange. Die Sprunggrube war am Tage ein beliebter Treffpunkt der Buben und am Abend der von vielen Turnern, die ihren Weitsprung trainierten. Der Lauf zum Kogel und zurück, war Beginn einer jeden Trainingsstunde.“

Um wie viel besser können wir heute unsere Trainingsstunden in den beiden Dreifachhallen am Schwimmbad und an der Probst-Sigl-Straße mit dem Mehrzweckraum und der Einfachhalle mit dem Gymnastikraum abhalten.

In den 70iger Jahren zählten die Geher-Herren über 10 Jahre lang zu den 30 besten Vereinsmannschaften der Bundesrepublik. Die bisher sportlich bedeutendste Veranstaltung in der Vereinsgeschichte war die Ausrichtung der Deutschen Gehermeisterschaft über 50 Kilometer im Mai 1975. Sieger wurde Gerd Kannenberg, der Olympiasieger von München 1972. Besonders erfolgreich war die Geherin Olga Just, die mit der Junioren-Nationalmannschaft Wettkämpfe in Italien, Dänemark, Frankreich und Schweden bestritt und mehrfach deutsche Bestleistungen unterbot.

1972 durfte eine Abordnung des TuS das Olympische Feuer bei einem Staffellauf durch den Ort tragen.

Vier der neun Abteilungen des TuS entstanden als Sparten im Schoß der Turner: 1967 Volleyball, 1972 Basketball und 1996 Budo und Tanz. Vorher waren schon als Abteilungen Fußball von 1920 bis 1927 und wieder ab 1937, Tischtennis und Schach ab 1947 und Badminton 1992 im Verein gegründet worden. Von 1948 bis 1963 gab es eine Sparte Handball, die mangels Nachwuchs wieder aufgelöst wurde.

Die Eishockeymannschaft des TuS stieg 1963 in die Oberliga, damals die höchste deutsche Spielklasse, auf. Deshalb musste noch im selben Jahr der Eislaufplatz an der Thanner Straße in ein Kunsteisstadion umgebaut werden. Zur Finanzierung wurde der Turnergarten verkauft. Die in der Folge immer wieder auftretenden finanziellen Diskrepanzen führten 1968 zur Trennung der Eissportler vom TuS.

Seit dem Jahr 2003 bietet der TuS Jugendlichen an, ein „Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)“ abzuleisten. Anfangs als Ersatzdienst für die Bundeswehr organisiert, ist es inzwischen als Ausbildungsund Berufsfindungsjahr anerkannt.

Durch die sportlichen Aktivitäten wuchs der TuS bis zum Jahr 2009 auf etwa 3000 Mitglieder an. Die innere Organisation und die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen und / oder den Vorständen war aber durch die Vereinigungsstruktur von 1937 immer noch belastet.

Nach den Unterlagen im Archiv stand der TuS mindestens viermal in seiner Geschichte vor der Spaltung und die Vorstände hatten entnervt ihre Posten aufgegeben. 2009 kam es dann zwischen der damaligen Abteilungsleitung der Turner und dem Vorstand über Haushalts-Richtlinen zur Auseinandersetzung. Dies führte zu mehreren außer- ordentlichen Versammlungen, auf denen der Streit ausgetragen wurde. Die Mehrheit der Mitglieder gab dabei dem amtierenden Vorstand das Vertrauen. Dies führte zu einer Austrittswelle und zu einer Neugründung eines Einsparten Sportvereines. Seitdem hat sich das Vereinsleben deutlich beruhigt und versachlicht. Heute ist der TuS Holzkirchen mit über 3500 Mitgliedern nach wie vor der größte Sportverein im Landkreis.

Nach 2009 hat sich der Verein um ein weiteres Sportangebot vergrößert. 2017 wurde die Abteilung Ski alpin gegründet und hat sich seitdem mit mittlerweile 300 Mitgliedern fest im Vereinsleben des TuS Holzkirchen etabliert. 

In 2022 ist es dann noch einmal zu einer Umstrukturierung im Verein gekommen. Die Abteilung Turnen mit über 2000 Mitgliedern war mittlerweile zu groß geworden, so dass sich niemand mehr bereit erklärte, in der Leitung der Abteilung mit zu arbeiten. Aus diesem Grund wurde die Abteilung in zwei Bereich geteilt. Einmal die Abteilung TurnenPLUS, in der nun alle Angebote aus den Bereichen Kinderturnen, Jazzdance, Leichtathletik, Gerätturnen und Einrad untergebracht sind. Zum Anderen die Abteilung Fitness, die in 2022 neu gegründet wurde und nun für das Fitness Angebot der Erwachsenen zuständig ist. 

 


 

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